Bei der Suche nach einem Anbieter für die Entwicklung einer Webseite stösst man auf verschiedenste Aussagen zu angemessenen Preisen.
«GRATIS!» «Nur 150.– im Monat» «Ungefähr 500.–» «Je nach Aufwand zwischen 5.000.– und 12.000.–» «So um die 10.000.– bis 30.000.–» «Ab 50.000.–»
Das Angebotsspektrum für die Entwicklung ist so umfangreich, wie es Anbieter und verschiedene Herangehensweisen gibt. Die Hintergründe für die Preisgestaltung sind für Aussenstehende meist nur schwer nachzuvollziehen. Deshalb hier ein Versuch, einen Teil des versteckten Aufwandes im Hintergrund aufzuzeigen.
Zeit ist Geld
Wie bei praktisch jeder Dienstleistung hängen auch bei einer Webseite die Kosten von Aufwand und Zeiteinsatz ab. Von “Gratis” bis “Nach oben offen” ist alles möglich.
Grundsätzlich gilt
- Je direkter eine bestehende Vorlage 1:1 übernommen, vom Kunden selber zusammengeklickt und bearbeitet werden kann, desto günstiger wird die Webseite.
- Je individueller der Webauftritt pixelgenau auf die Wünsche eines Kunden abgestimmt werden soll, desto mehr Zeit, externe Manpower und Fachwissen muss investiert werden. Entsprechend höher fällt der Preis aus.
So individuell wie nötig, so günstig wie möglich
Als guter Mittelweg zwischen kompletter Eigenleistung des Kunden und Komplett-Dienstleistung einer Agentur bietet sich bei kleineren Webprojekten die Entwicklung auf Basis eines freien Content Management Systems (CMS, mehr dazu gleich) an.
An welcher Stelle dabei Kosten entstehen (können), möchte ich im Folgenden zum besseren Verständnis kurz erläutern. Dabei soll es in erster Linie um extern anfallende Kosten, technischen Mehraufwand und um auf den ersten Blick nicht ersichtliche Leistungen gehen. Aufwand, der einem als Aussenstehendem normalerweise verborgen bleiben, jedoch als Gradmesser für die Qualität einer Dienstleistung dienen kann.
Ein professioneller Entwickler wird die folgenden Themen zumindest kennen, allenfalls mit Ihnen besprechen und wo nötig für Sie umsetzen.
Vorbereitung
Bevor wir mit dem Entwickeln einer Webseite beginnen, sollten einige allgemeine Fragen in Angriff genommen werden.
Domain-Name
Damit eine Webseite im www erreichbar ist, benötigt Sie eine eindeutige Adresse (bei mir z.B. thinkpunk.ch). Diese kann ein Webentwickler mit wenigen Klicks bei einem Registrar auf Ihren Namen registrieren. (Im besten Fall lassen Sie alles auf Ihren Namen registrieren, um die volle Unabhängigkeit zu behalten. Und zur Sicherheit bei einem in Ihrem Land ansässigen Registrar.)
Die Registrierung kostet im Regelfall nichts, es fallen aber jährliche Kosten an. Diese bewegen sich für eine .ch-Adresse je nach Anbieter um die CHF 12.–. Andere Endungen können auch teurer sein (.eu z.B. um die CHF 25.–, .swiss um die CHF 120.– pro Jahr). Diese Kosten fallen jährlich an und sind normalerweise nicht Teil einer offerierten Webseite.
Bedenken Sie im Vorfeld auch, dass es nicht ganz einfach ist, einen aussagekräftigen – nicht registrierten – Namen für Ihren Webauftritt zu finden. Viele Webdesigner (und selbstverständlich Texter) bieten Ihnen bei Bedarf auch dabei Hilfe an, wodurch weitere Kosten anfallen können. Rechnen Sie für eine wirklich gute und einprägsame Kombination einige Stunden Arbeit ein. Bis zu acht Stunden für 2-3 konkrete Vorschläge halte ich persönlich für vertretbar, schliesslich ist Ihr Name der Zugang und oft erster Kontaktpunkt zu Ihrer Webseite.
Sollten Sie schon über eine Webseite verfügen, die Sie überarbeiten oder neu entwickeln lassen, kann es sinnvoll sein, Ihren bestehenden Domain-Namen zum neuen Anbieter zu transferieren, damit alles was mit Ihrer Webseite zu tun hat von einem einzelnen Benutzer-Konto aus bearbeitet werden kann. Auch das ist im Normalfall mit wenigen Klicks und kostet entsprechend wenig bis nichts. Ihr neuer Webdienstleister holt sich bei Ihrem alten Anbieter einen Transfercode, gibt diesen beim neuen ein: Fertig.
Je nach bisherigem Anbieter kann es allerdings in Ausnahmefällen auch mal etwas aufwändiger werden. Je nach Philosophie kann durchaus ein Mehraufwand von mehreren Stunden für Mail- und Telefonverkehr mit dem Support des alten Anbieters entstehen. Da kann auch mal ein zusätzliches Guetsli angebracht sein.
Web-Hoster | Web-Server | Web-Space
Damit die Eingabe Ihres sorgsam ausgewählten Domain-Namens im Browser eines Besuchers zu Ihrer Webseite führen kann, muss diese vorher bei einem Web-Hoster auf einen Web-Server abgelegt worden sein. Dies übernimmt Ihr Webentwickler für Sie, wenn er Ihre Seite aufbaut. Oft hat er schon einen verlässlichen Hoster im Auge, den er Ihnen vorschlägt. Es sollte aber auch kein Problem sein, einen anderen Web-Hoster auszuwählen.
Für den benötigten Web-Space fallen beim gewählten Web-Hoster kosten an, die je nach Anbieter und gewählten Paket schon ab CHF 10.– pro Monat erhältlich sind und normalerweise ebenfalls nicht zum Umfang der offerierten Webseite gehört.
Bei den meisten Web-Hostern gehört zum oben beschriebenen Paket für die Webseite auch Speicherplatz für Ihre Mails. Oft lassen sich ohne zusätzliche Kosten gleich mehrere verschiedene Mail-Adressen mit dem eigenen Domain-Namen einrichten und betreiben. Auch hier gilt: Wenn möglich alles zu einem Anbieter, was aber im Fall einer schon benützten Adresse relativ aufwändig werden kann. Am besten fragen Sie da einfach Ihren Entwickler/Berater.
Umsetzung
Nach Beratung, Konzeption und Abnahme von Struktur und Design (mehr dazu in meinem Artikel «Die Rolle des Texters beim Webdesign») geht es an die konkrete Umsetzung der erarbeiteten Webseite.
Content Management System (CMS)
Um die Kosten möglichst tief zu halten ohne Qualität, Stabilität und Sicherheit einer Webseite zu vernachlässigen, greifen viele Webdesigner auf bewährte Content Management Systeme (CMS) zurück. Ein CMS ist eine Grundlage für den Aufbau einer Webseite und erlaubt dem Webdesigner den relativ einfachen Aufbau einer Webseite mittels diverser Module.
Beliebte Open-Source CMS sind beispielsweise WordPress, Drupal, TYPO3, oder Contao. Jedes kostenlos zu verwenden. Und jedes mit spezifischen Vor- und Nachteilen. Welches davon für ein konkretes Projekt eingesetz wird, hängt jedoch meist auch von den Vorlieben des jeweiligen Entwicklers ab. Ich verwende am liebsten WordPress, überlasse es aber dem jeweiligen Entwickler, wenn er sich für ein anderes ausspricht.
Themes
Ist WordPress auf dem Server installiert, geht es nach einer kurzen Anpassung grundlegender Voreinstellungen direkt zum Einrichten des eigentlichen Designs. Dafür stehen dem Entwickler tausende von Themes zum freien Download zur Verfügung. Die meisten gratis.
Die Themes bestimmen, wie eine Seite grundsätzlich aussehen kann. Individuelles Bild im Header? Besser doch nur Text? Farbverläufe? Wo steht das oder stehen die Menüs? Eine, zwei, drei oder doch vier Spalten? Parallax-Effekte möglich? Seitenleisten? Wenn ja, links oder rechts? Individuelles Logo möglich? Hintergrund und Farben anpassbar..? Man wählt einfach ein möglichst mit den Vorgaben aus der Konzeptphase übereinstimmendes Design aus und spart sich und dem Kunden viel Zeit.
Theoretisch.
Denn bei tausenden von Designs ähneln sich die einzelnen Themes optisch sehr. Auf den ersten Blick kommen unzählige Themes in Frage. Ob sie dann aber tatsächlich auch alle gewünschten Eigenschaften bieten, erkennt man oft erst nach der testweisen Installation. Von einem. Und noch einem. Und noch einem…
Das eine kann dies, aber das nicht. Das andere kann das, aber dies nicht, Wieder ein anderes kann dies und das, sieht aber billig aus… Entsprechend kann auch die Suche nach dem möglichst perfekten Theme viel Zeit verschlingen und ist vermutlich einer der am meisten unterschätze Aufwand und Kostenpunkt beim Arbeiten mit einem CMS.
Natürlich hat jeder erfahrene Entwickler auch seine Favoriten im Ärmel. Das heisst aber auch, dass der eigene Auftritt sich damit allenfalls zu wenig von den Webseiten anderer Kunden abheben wird.
Hier also wenn möglich nicht zu viel sparen.
Plugins
Das Individualisieren einer Webseite hat neben der unverwechselbaren Optik auch viel mit den Funktionen zu tun, die man dem Besucher der Seite anbieten will. Nicht jede Funktion die man sich vorstellen kann, hat WordPress schon an Bord. Und nicht jede, die man da findet, gefällt und tut genau das, was man von ihr erwarten würde.
Um die Funktionalität der Seite zu erweitern, gibt es entsprechend Erweiterungen: Plugins. Auch davon gibt es tausende. Für jede nur erdenkliche Funktion.
Kontaktformulare, Strassenkarten, Cookie-Warnung, Galerien, Kalender…
Der Aufwand liegt auch hier bei der Suche nach der geeignetsten Erweiterung und dem anschliessenden Test, ob das Plugin das leistet, was es gemäss Konzept leisten muss.
In diesem Fall kommt zeitfressend hinzu, dass man installierte Plugins meist erst noch im Hintergrund an die eigenen Wünsche anpassen muss.
Ein Kontaktformular kann zum Beispiel unzählige Felder anbieten. Die Empfängeradresse und die Form des Inhalts der versendeten Mail muss definiert werden. Und was passiert beispielsweise, wenn ein Feld nicht, oder falsch ausgefüllt wurde? Wie wird der Absender darauf aufmerksam gemacht? Wie lautet die konkrete Fehlermeldung usw? Voreingestellte Text entsprechen oft nicht dem eigenen Sprachgebrauch oder duzen den Besucher, was man bei der Antwort an einen Geschäftskunden eventuell nicht unbedingt möchte.
Und da wir gerade am Kontaktformular schrauben: Wie sieht es mit der Abwehr von Spambots aus?
Sie sehen, auch Plugins wollen eingerichtet und gepflegt sein. Praktisch alle. Drum auch hier: wenn möglich nicht zu viel Zeit sparen wollen.
Page Builder
Für WordPress gibt es inzwischen Themes wie Divi Builder oder Elementor, die es einem Webdesigner erlauben, die Webseite von Grund auf selber zu gestalten. Dadurch kann er freier arbeiten und ist weniger auf vorgefertigte Themes angewiesen. Wie viel Zeit sich dadurch gewinnen oder verlieren lässt, hängt vom Konzept und vor allem von der Erfahrung des Webdesigners ab.
Content
Jede Webseite braucht Inhalt. Im Bereich Text würde ich natürlich einen erfahrenen Webtexter hinzuziehen. Dieser kostet zwar auch nochmal etwas, lohnt sich aber, wenn man selber nicht wirklich Erfahrung im Schreiben von Webtexten mitbringt.
Ein weiterer Kostenpunkt, den man nicht unterschätzen sollte sind Bilder. Natürlich gibt es Seiten wie Pexels, die viele gute Fotos gratis zum Downloaden anbieten (die auch ich für die Bebilderung von eigenen Beiträgen gerne verwende) oder Seiten mit kostenpflichtigen Stockbildern.
Um aber die eigene Seite so individuell und persönlich wie möglich zu gestalten, empfiehlt es sich, möglichst eigenen Content zu verwenden. Nur schon um Ihr Team auf Porträt-Bildern einheitlich und vorteilhaft zu präsentieren.
Gute Fotografen gibt es auch schon halbtageweise zu erschwinglichen Preisen.
Suchmaschinenoptimierung SEO
Natürlich möchte man seine eigene Webseite bei Suchmaschinen möglichst oben auf der ersten Seite finden. Dafür gibt es separate Angebote, die allerdings schnell einmal mehrere tausend Franken für eine einmalige Anpassung kosten.
Mit kleinerem Budget ist es eher unwahrscheinlich, bei den wichtigsten Begriffen einer Branche auf Seite eins noch vor der starken Konkurrenz zu erscheinen. (Vorsicht, wenn das jemand für wenig Geld und Aufwand verspricht.) Dennoch sollte man die Optimierung der eigenen Seite für Suchmaschinen nicht vernachlässigen.
Natürlich kostet der Text nach SEO-Kriterien mehr, als wenn man einfach und günstig alte Texte aus der Broschüre in die Webseite abfüllt. Das kann sich aber auszahlen.
Die geschickte Platzierung der richtigen Worte an der richtigen Stelle hilft der Suchmaschine beim Verstehen der Inhalte und deren gezieltem Anzeigen auf eine entsprechende Suchanfrage.
Zudem sorgt die für Menschen unsichtbare Seiten-Beschreibung dafür, dass im Suchresultat der Suchmaschine unter der eigenen Seite nichts kryptisches angezeigt wird, weil die Suchmaschine mangels angelegter Description einfach irgendeinen Satz nimmt, den sie auf der Webseite beim Indizieren fand und für relevant hielt.
Entsprechend auch hier nicht zu viel sparen, auch wenn man den Inhalt “nur” auf der Seite der Suchmaschine findet.
Fazit
Wie viel eine Webseite kostet, kann wie eingangs erwähnt sehr variieren. Achten Sie bei der Offerte einfach darauf, was alles zu einem Angebot gehört.
Versteht der Entwickler die oben stehenden Ausführungen, sind Sie schon auf einer ziemlich sicheren Seite, dass das Angebot günstig und nicht auch billig ist.